Andernach – Maria Himmelfahrt Kirche: Ein Meisterwerk romanischer Baukunst und geistlicher Macht
Inhaltsverzeichnis
Standort
Einleitung und Geschichte
Von den karolingischen Anfängen bis zum Bau von St. Michael
Unter der heutigen Kirche befinden sich karolingische Grabstellen, die auf eine frühe Gründung hindeuten. Über die Bauweise dieser ersten Kirche ist jedoch nur wenig bekannt. Der Nachfolgebau, bekannt als St. Michael, entstand im frühen 12. Jahrhundert. 1194 übergab Kaiser Heinrich VI. die Kirche an den Erzbischof von Trier, Johann I., der als erster Bischof Triers auch den Titel eines Kurfürsten trug. 1198 wurde die Kirche im Zuge eines Konflikts zwischen König Otto IV. und Philipp von Schwaben, der Andernach eroberte, bis auf den freistehenden Nordostturm zerstört.
Der Wiederaufbau im 13. Jahrhundert: Eine neue Basilika entsteht
Nach der Zerstörung begann Erzbischof Johann I. den Bau der heutigen Maria Himmelfahrt Kirche. Der romanische Nordostturm blieb erhalten und wurde in das neue Bauwerk integriert. Die Kirche wurde als dreischiffige Emporenbasilika im rheinischen Übergangsstil errichtet, und der Neubau dauerte bis etwa 1220. Der niedrigere Südostturm sowie die Westtürme erreichten ihre endgültige Höhe erst um 1250, als die Kirche in ihrer heutigen Form vollendet wurde. Die Weihe der Kirche wird um das Jahr 1220 vermutet.
Restaurierungen und Veränderungen: Ein Wandel über Jahrhunderte
Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche immer wieder restauriert. Bereits im 13. und 14. Jahrhundert mussten Einsturzschäden behoben und Stabilisierungsmethoden angewendet werden. Im 18. Jahrhundert drohte ein Abriss der Westtürme und Seitenschiffe, der jedoch durch das Engagement der Andernacher Bürger verhindert wurde. Weitere umfassende Restaurierungen erfolgten im späten 19. und im 20. Jahrhundert, wodurch die Kirche heute weitgehend dem mittelalterlichen Original entspricht.
Architektur und Außenbereich
Die Architektur der Maria Himmelfahrt Kirche ist von spätromanischen Elementen geprägt, mit klaren Einflüssen der staufischen Baukunst. Der Bau ist 49,70 Meter lang und 19,70 Meter breit, mit einer Mittelschiffhöhe von 17 Metern und einer Turmhöhe von 54,9 Metern an der Westfassade. Der Innenraum wird durch das markante Emporensystem gegliedert und zeigt die klare und strenge Ästhetik der romanischen Baukunst.
Das Westwerk und die Zweiturmfassade
Die Westfassade der Kirche ist dreigeschossig und von einer Zweiturmfront geprägt, die ursprünglich die Stadtmauer überragte. Jedes Geschoss wird durch Gesimse unterteilt, und die Fassade ist durch Blendarkaden und Rundbogenfenster symmetrisch gegliedert. Das große Rundfenster im obersten Geschoss wird von einem Giebel gekrönt. Untersuchungen zeigen, dass das heutige Westwerk in der zweiten Bauphase nach 1198 errichtet wurde, mit abschließenden Arbeiten an den Türmen um 1220.
Das Langhaus und die Seitenschiffe
Das Langhaus besteht aus drei Doppeljochen und wird durch Rundbogenfenster und Lisenen gegliedert. Die Wände des Hauptschiffs stammen größtenteils aus dem frühen 13. Jahrhundert, während die Seitenschiffe im 18. Jahrhundert mit Bruchsteinmauerwerk erneuert wurden. Typisch für die Romanik sind die Kleeblattfenster an den Portalpartien, die eine harmonische und schlichte Optik schaffen.
Der Chor und die Ostteile
Der Chor, flankiert von den Nordost- und Südosttürmen, schließt sich an das Langhaus an und ist durch eine reiche Gliederung gekennzeichnet. Der ältere Nordturm ist breiter und nicht vollständig in die Fluchtlinie des Bauwerks integriert. Über der Apsis, die sich durch kunstvolle Bögen und Säulen auszeichnet, befindet sich eine Zwerggalerie, und darüber erhebt sich ein steiler Dreiecksgiebel.
Die Portale: Kunstvolle Eingänge zur Basilika
Westportal
Das Westportal wurde im 19. Jahrhundert rekonstruiert und zeigt heute kunstvolle Kapitellfriese. Links erkennt man eine Darstellung eines knienden Mannes, eingerahmt von Ranken, und rechts einen Löwenkopf. Im 19. Jahrhundert wurden außerdem Bruchstücke einer Weltgerichtsdarstellung gefunden, die vermutlich einst das innere Portal zierten.
Nordportal
Das schlichter gestaltete Nordportal fällt durch seine Kapitelle auf, die traubenfressende Vögel und Adler zeigen. Diese Verzierungen sind ein typisches Beispiel für die symbolhafte Bildsprache der romanischen Architektur, die Naturmotive und biblische Symbole miteinander kombiniert.
Südportal
Das Südportal ist das reichste der drei Portale. Über dem Eingang findet sich ein gemalter Dreieckssturz mit einer Kreuzigungsdarstellung, und im Tympanon halten zwei Engel das Lamm Gottes, ein zentrales Symbol des christlichen Glaubens. Die Kapitelle zeigen kunstvolle Darstellungen von Tieren und menschlichen Gestalten in Rankenschlingen.
Moderne Entwicklungen und Entdeckungen
Im Jahr 2006 entdeckte man neben der Kirche Überreste einer römischen Badeanlage, die in das angrenzende Pfarrheim integriert wurden und öffentlich zugänglich sind. Die Umgebung des Kirchengebäudes, insbesondere der Domplatz, wurde 2014 umgestaltet und bietet nun einen feierlichen Rahmen für die Kirche. Die Renovierungsarbeiten im Inneren der Kirche, die bis 2020 dauerten, führten unter anderem zur Einrichtung einer Marienkapelle im ehemaligen Taufbereich. Die Kirche bleibt ein Ort, an dem sich Geschichte und Glaube auf besondere Weise begegnen.
Innenraum und Ausstattung
Der Innenraum der Maria Himmelfahrt Kirche ist reich mit kunstvollen Altären, Skulpturen und architektonischen Details ausgestattet. Diese Elemente spiegeln den Einfluss romanischer, gotischer und barocker Kunst wider und bieten einen eindrucksvollen Einblick in die sakrale Kunstgeschichte der Region.
Altäre
Hochaltar der Jungfrau Maria
Der Hochaltar der Jungfrau Maria wurde zwischen 1620 und 1622 vom Koblenzer Bildhauer Peter Kern geschaffen und zeigt einen deutlichen niederländischen Einfluss. Er besteht aus sechs Alabasterreliefs, die in ihrer Darstellung Szenen aus dem Leben Marias und Jesu zeigen: die Krönung Mariens, die Heimsuchung, die Geburt Christi, die Anbetung der Könige, die Verkündigung und die Darstellung Jesu im Tempel. Der Hochaltar befindet sich an der Ostwand des nördlichen Seitenschiffs. Zusätzlich zu diesen Reliefs gehören 13 Figuren der Apostel und Jesus Christus zum Altar, die heute in der Kriegerkapelle über der Sakristei aufbewahrt werden.
Kaiseraltar
Der Kaiseraltar, gestiftet 1475 von Kaiser Friedrich III., wurde als Dank für die Unterstützung der Stadt Andernach und des Kölner Erzbischofs im Burgundischen Krieg errichtet. Dieser Altar erinnert an die enge Verbindung zwischen Kirche und Stadtpolitik während der damaligen Zeit.
Fenster
Chorfenster
Die sechs Fenster der Chorapsis, gefertigt 1948 in den Vereinigten Süddeutschen Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei in München, zeigen bedeutende Heilige: Petrus, den Erzengel Michael, die Jungfrau Maria, Georg und Paulus. Diese Darstellungen unterstreichen die Bedeutung der Kirche als Ort der Marienverehrung.
Fenster in den Seitenschiffen
Die acht Fenster der Seitenschiffe, gestaltet von Reinhard Heß im Jahr 1962, stellen Anrufungen aus der Lauretanischen Litanei dar und sind der Jungfrau Maria gewidmet. Jedes Fenster zeigt abstrakte Motive, die eine tiefe Symbolik der Marienverehrung verkörpern.
Gräber
Grabmal des Daniel Schilling von Lahnstein
Dieses Renaissancegrabmal an der Westwand des Mittelschiffs erinnert an den Andernacher Bürgermeister Daniel Schilling von Lahnstein, der 1541 starb. Das Grabmal zeigt den gepanzerten Ritter betend vor einem Tor, das den Eingang zum Tod symbolisiert, sowie seine Ahnenwappen. Ein eigener Beitrag mit weiteren Details zu seinem Leben und der Bedeutung dieses Grabmals ist verlinkt im Bild.
Zehresgräbchen
Das sogenannte „Zehresgräbchen“ befindet sich im Untergeschoss des Südwestturms und stammt aus der romanischen Zeit. Dieser Sarkophag, der im Volksglauben Heilung und Schutz versprach, ist ein bedeutendes Zeugnis für den Volksglauben des Mittelalters.
Grablegungsgruppe
Die Grablegungsgruppe im nördlichen Seitenschiff, 1525 entstanden, zeigt die Darstellung des „Heiligen Grabes“ mit lebensgroßen Figuren. Nikodemus und Josef von Arimathäa legen Christus in einen Sarkophag, während Maria, Johannes und die trauernden Frauen hinter ihnen stehen. Ein ausführlicher Beitrag dazu ist ebenfalls verlinkt, um mehr über die künstlerischen Details zu erfahren.
Weitere Ausstattungselemente
Ungarnkreuz
Dieses Pestkreuz, ein Gabelkreuz aus dem frühen 14. Jahrhundert, wurde von ungarischen Pilgern nach Andernach gebracht. Es zeigt eine eindrucksvolle Darstellung des leidenden Christus und ist ein Zeichen der Volksfrömmigkeit.
Himmlisches Jerusalem
Der Kronleuchter über dem Altar symbolisiert das Himmlische Jerusalem, basierend auf der Offenbarung des Johannes. Er wurde 1994 von Ulrich Henn gestaltet und zeigt das Lamm Gottes inmitten einer Stadt mit offenen Toren.
Kanzel
Die barocke Kanzel aus dem 17. Jahrhundert, aus Eichenholz geschnitzt, stammt ursprünglich aus dem Kloster Maria Laach. Sie zeigt reiche Schnitzereien und Reliefs der Evangelisten und ist an einem Pfeiler auf der Nordseite des Mittelschiffs angebracht.
Taufstein
Der Taufstein, das einzige erhaltene Werkstück der mittelalterlichen Andernacher Bauhütte, stammt aus der Entstehungszeit der Kirche. Er wurde 2018 ins Mittelschiff versetzt und dient heute auch als Weihwasserbecken.
Marienkapelle
Im Untergeschoss des Nordwestturms wurde 2018 eine neue Marienkapelle eingerichtet. Ein kunstvolles Tuffsteinrelief zeigt den Tod Mariens und die Dreifaltigkeit, während eine restaurierte Marienstatue nun den Mittelpunkt der Kapelle bildet.
Bleibe informiert
Melde dich jetzt für meinen Newsletter an und bleibe stets auf dem Laufenden, welche Wanderung als nächstes ansteht. Der Newsletter wird in unregelmäßigen Abständen versendet und du kannst dich jederzeit über den Link wieder abmelden.
Unterstütze das Projekt
Dieses Projekt lebt von meiner Leidenschaft für die Pilgerwege und historischen Orte Europas. Um die Seite weiter ausbauen und pflegen zu können, freue ich mich über jede Unterstützung, die mir hilft, diese Inhalte für alle verfügbar zu machen. Mit deiner Hilfe kann ich auch weiterhin Pilgerwege dokumentieren und die schönsten Schätze für alle zugänglich machen.
Quellenangaben
- Einige der historischen Informationen und Beschreibungen in diesem Beitrag stammen von der Wikipedia-Seite zur Maria Himmelfahrt Kirche in Andernach, abrufbar unter: Wikipedia-Link
- Dieser Text wurde mithilfe von KI bearbeitet https://chat.openai.com