Der Zwölf-Boten-Altar in der St. Jakobskirche: Ein Meisterwerk der Spätgotik
Die St. Jakobskirche in Rothenburg ob der Tauber beherbergt mit dem Zwölf-Boten-Altar, auch Herlin-Altar genannt, eines der beeindruckendsten Kunstwerke des 15. Jahrhunderts. Dieses spätgotische Meisterwerk aus dem Jahr 1466 ist ein bedeutendes Zeugnis mittelalterlicher Frömmigkeit, künstlerischer Perfektion und kultureller Tradition.
Inhaltsverzeichnis
Ein kunsthistorisches Highlight
Der Zwölf-Boten-Altar steht im Ostchor der St. Jakobskirche und fungiert als Hauptaltar des Gotteshauses. Benannt ist er nach den zwölf Aposteln, die rechts und links von Christus im unteren Teil des Altars dargestellt sind.
Der Altar besteht aus einem zentralen Schrein, zwei beweglichen Flügeln und einer kunstvoll gestalteten Predella. Im geöffneten Zustand zeigt er eine geschnitzte Kreuzigungsgruppe, flankiert von Figuren der Heiligen. Die bemalten Altarflügel stammen von Friedrich Herlin, einem der bedeutendsten Maler seiner Zeit.
Die Figuren des Schreins
Im zentralen Schrein befinden sich meisterhaft geschnitzte Figuren – der Künstler der Schnitzarbeiten ist leider unbekannt. Die Anordnung der Figuren ist symbolisch und erzählerisch bedeutungsvoll:
- Ganz links: Die Heilige Elisabeth
- Daneben: Der Heilige Jakobus als Pilger mit Pilgerstab und Muschel
- Links vom Kreuz: Maria, die Mutter Jesu
- Rechts vom Kreuz: Johannes, der Lieblingsjünger
- Daneben: Der Heilige Leonhard, Schutzpatron der Gefangenen
- Ganz rechts: Antonius der Eremit, dargestellt mit seiner traditionellen Glocke
Die Kreuzigungsgruppe im Zentrum zeigt Christus am Kreuz als Mittelpunkt der christlichen Botschaft.
Die bemalten Flügel: Szenen aus dem Leben Christi und Mariens
Die Flügel des Altars sind mit detailreichen Bildern verziert, die Szenen aus dem Leben Christi und Mariens darstellen.
Linker Flügel (geöffnet):
- Verkündigung: Der Engel Gabriel kündigt Maria die Geburt Jesu an.
- Heimsuchung: Maria besucht ihre Cousine Elisabeth.
- Geburt Christi: Die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem.
- Beschneidung Christi: Eine Darstellung der jüdischen Tradition, die Jesus als Teil des Bundes zeigt.
Rechter Flügel (geöffnet):
- Anbetung der Heiligen Drei Könige: Die Weisen aus dem Morgenland bringen dem neugeborenen Christus ihre Gaben.
- Darbringung Christi im Tempel: Maria und Josef bringen Jesus in den Tempel, um ihn Gott zu weihen.
- Marientod (über zwei Bildtafeln): Der Tod der Jungfrau Maria wird in zwei bewegenden Darstellungen gezeigt.
Die Rückseite des Altars: Jakobuslegende und Stadtgeschichte
Die Rückseiten der Flügel bieten faszinierende Einblicke in die mittelalterliche Welt. Hier finden sich Darstellungen der Jakobuslegende und die älteste erhaltene Ansicht der Stadt Rothenburg ob der Tauber.
Die Jakobuslegende
- Jakobus predigt und wird verhaftet: Jakobus verkündet das Evangelium und wird gefangen genommen.
- Jakobus wird enthauptet: Die Szene zeigt die Märtyrerschaft des Apostels.
- Der enthauptete Jakobus auf dem Stiergespann: Sein Leichnam liegt auf einem Stiergespann, im Hintergrund ist der Marktplatz von Rothenburg zu sehen.
Das Hühnerwunder: Eine mittelalterliche Legende
Die Rückseiten der Flügel erzählen außerdem die Hühnerlegende, eine volkstümliche Geschichte, die seit dem 11. Jahrhundert bekannt ist.
Die Geschichte des Hühnerwunders
Ein junger Pilger wird zu Unrecht des Diebstahls beschuldigt und zum Tode verurteilt. Trotz seiner Unschuldsbeteuerungen wird er gehängt. Seine Eltern pilgern verzweifelt zum Grab des Heiligen Jakobus in Santiago de Compostela und beten um ein Wunder. Als sie zurückkehren, finden sie ihren Sohn lebendig am Galgen hängend – der Heilige Jakobus hat ihn gerettet.
Der Richter, der das Urteil gesprochen hatte, glaubt der Geschichte nicht und spottet: „Euer Sohn ist genauso lebendig wie dieses gebratene Huhn auf meinem Teller.“ In diesem Moment erwachen das Huhn und der Hahn zum Leben, flattern vom Teller und krähen laut.
Diese Geschichte wurde im Mittelalter als Beweis für die Schutzkraft des Heiligen Jakobus erzählt und verstärkte die Pilgertradition auf dem Jakobsweg.
Erhaltung und Restaurierung
Der Zwölf-Boten-Altar verdankt seinen guten Erhaltungszustand besonderen Umständen:
- Reformation: Während der Reformation blieb der Altar über längere Zeit geschlossen, wodurch die inneren Kunstwerke geschützt wurden.
- Übermalung: Im Jahr 1582 ließ der Maler Martin Greulich die Jakobus-Darstellungen mit Szenen der Passion Christi übermalen.
- Restaurierung: Erst 1922 wurde der Altar restauriert. Die ursprünglichen Jakobus-Gemälde wurden freigelegt, wodurch der Altar in seinen originalen Zustand zurückversetzt wurde.
Ein Fenster in die Vergangenheit
Der Zwölf-Boten-Altar verbindet Kunst, Geschichte und Religion auf einzigartige Weise.
- Die geschnitzten Figuren und die ausdrucksstarken Gemälde vermitteln die tiefe Frömmigkeit des 15. Jahrhunderts.
- Die Jakobus-Darstellungen und das Hühnerwunder verdeutlichen die Bedeutung des Pilgerwesens im Mittelalter.
- Die älteste Ansicht von Rothenburg ob der Tauber macht den Altar zu einem wertvollen kulturhistorischen Dokument.
Der Zwölf-Boten-Altar heute
Als Hauptaltar der St. Jakobskirche zieht der Zwölf-Boten-Altar jährlich unzählige Besucher an. Er ist ein Ort des Staunens für Kunstliebhaber, Historiker und Pilger gleichermaßen. Seine Symbolik und meisterhafte Gestaltung lassen die spirituelle Welt des Mittelalters lebendig werden und machen ihn zu einem der bedeutendsten sakralen Kunstwerke Europas.
Abschluss
Der Zwölf-Boten-Altar in der St. Jakobskirche ist ein Meisterwerk der Spätgotik, das Kunstfertigkeit, Symbolik und Spiritualität vereint. Ob als Pilger oder Kunstinteressierter – wer dieses Kunstwerk betrachtet, taucht tief in die Geschichte und die Legenden des Mittelalters ein.
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Quellenangaben
- https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtkirche_St._Jakob_(Rothenburg_ob_der_Tauber)#Weitere_Altäre
- Dieser Text wurde mithilfe von KI bearbeitet https://chat.openai.com