Der Zwölf-Boten-Altar: Ein Meisterwerk der Spätgotik

Der Zwölf-Boten-Altar: Ein Meisterwerk der Spätgotik

Ein kunsthistorisches Highlight aus dem Jahr 1466

Herzlich willkommen zu einer detaillierten Betrachtung des Zwölf-Boten-Altars, der sich im Ostchor der Kirche befindet. Dieser spätgotische Flügelaltar aus dem Jahr 1466 ist ein beeindruckendes Zeugnis der Kunstfertigkeit und des religiösen Eifers des 15. Jahrhunderts.

 

Der Altar und seine künstlerische Gestaltung

Der Zwölf-Boten-Altar zeichnet sich durch seine reichhaltige geschnitzte Kreuzigungs- und Heiligengruppe aus. Der Altar besteht aus mehreren Teilen: den Flügeln, der Predella sowie den bemalten Außenseiten und der Rückseite. Die detaillierten Schnitzereien und die lebendigen Bilder machen den Altar zu einem einzigartigen Kunstwerk der Spätgotik.

 

Der Zwölf-Boten-Altar

Künstler und Handwerker des Altars

  • Friedrich Herlin: Die Bilder des Altars stammen von diesem bedeutenden Künstler, der durch seine feinen und ausdrucksstarken Darstellungen bekannt ist.
  • Die Ulmer Schule: Die plastischen Bildwerke des Altars wurden vermutlich unter dem Einfluss von Hans Multscher geschaffen, einem der führenden Bildhauer seiner Zeit.
  • Hans Waidenlich: Der Tischler fertigte den Altarkorpus und hatte bereits 1462 zusammen mit Herlin den Hochaltar der Nördlinger St. Georgskirche geschaffen.

Besondere Merkmale und historische Bedeutung

 

Ein einzigartiges Merkmal des Altars sind die Rückseiten der Seitenflügel (Werktagsseite), die die älteste Darstellung der Stadt Rothenburg ob der Tauber sowie seltene Bildlegenden von Jakobspilgern zeigen. Diese Darstellungen stehen im Zusammenhang mit der Jakobus-Legende und bieten wertvolle Einblicke in die religiösen Vorstellungen und Pilgertraditionen des Mittelalters.

Einfluss und Ausführung

Die Ausführung des Zwölf-Boten-Altars folgt dem Muster des Nördlinger Altars, der vermutlich von Nikolaus Eseler dem Älteren entworfen wurde. Die Verbindung zu anderen bedeutenden Werken der Zeit zeigt die weitreichenden künstlerischen Netzwerke und den Austausch von Ideen und Techniken im 15. Jahrhundert.

 

Erhaltung und Restaurierung

Der gute Zustand des Altarinneren ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass er nach der Reformation über einen längeren Zeitraum geschlossen gehalten wurde. Da die Jakobus-Darstellungen zu katholisch erschienen, wurden sie 1582 von dem Maler Martin Greulich mit Szenen der Passion Christi übermalt. Nur die Hintergründe der beiden mittleren Bilder, darunter eine Darstellung des Rothenburger Marktplatzes, blieben unangetastet. 1922 wurden die Gemälde restauriert und in ihren originalen Zustand zurückversetzt.

 

Ein Fenster in die Vergangenheit

Der Zwölf-Boten-Altar ist nicht nur ein herausragendes Beispiel spätgotischer Kunst, sondern auch ein wertvolles historisches Dokument, das Einblicke in die religiösen und kulturellen Praktiken seiner Zeit bietet. Seine reiche Symbolik, die meisterhafte Handwerkskunst und die spannende Geschichte seiner Erhaltung machen ihn zu einem faszinierenden Objekt für Kunstliebhaber und Historiker gleichermaßen.

 

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