Der Weg hinaus aus Andernach
Ich war schon sehr früh auf den Beinen und schaute mir als erstes den Wetterbericht an, da für den Tag ein schweres Unwetter angekündigt wurde. Es war kurios, denn auf einmal war für den Tag eine gute Wetterlage angekündigt mit nur wenigen Schauern. Also packte ich schon morgens um 7.00 Uhr meine Sachen zusammen und verabschiedete mich bei der lieben Belegschaft des Krankenhauses in Andernach.
Ich lief die Hauptstraße entlang bis ich auf einen alten Turm traf. von dort aus führte der Weg mich nur noch geradeaus, bis ich auf den Radweg stieß. Ich brauchte nur dem Wegeverlauf folgen, bis ich endlich wieder außerhalb der Stadt war und in einen tollen Wald gelangte. Ein kleiner Bach verlief quer durch ihn und ich genoss die Ruhe die er ausstrahlte. Als ich in Miesenheim ankam, erblickte ich ein größeres Schild mit zwei verschiedenen Jakobswegen. Ich konnte mich entscheiden, ob ich dem linksrheinischen Jakobsweg weiter folgen mochte oder den Eifel-Camino beginnen wollen würde dort. Natürlich lief ich weiter auf dem linksrheinischen Jakobsweg, denn dieser führte mich automatisch nach Koblenz, von wo aus der Mosel-Camino begann.
Weiter durch die Felder im Dauerregen
Von weitem wurde es recht dunkel und man hörte ein leises grummeln heranziehen. Also dachte ich mir, dass ich etwas schneller Laufen müsste, da ich nicht in den nun doch wieder angekündigten Sturm geraten wollte. Ich hatte aber gerade mal 5,5km hinter mich gebracht und hatte somit noch 22,5km vor mir. Ich dachte mir in diesem Moment wieder: Hmm wieso läufst du eigentlich nochmal diesen Weg? Um es dir selbst zu Beweisen oder es anderen zu Beweisen?
Immer wieder traf ich auf tolle Insektenhotels und Vogelkästen, die von den Initiatoren des linksrheinischen Jakobsweges aufgestellt wurden.
Die Reise ging immer weiter durch die Felder und man hörte über all Hummeln, Bienen, Heuschrecken und dergleichen.
Bisher hat das Wetter doch noch gehalten, aber dennoch hörte das Grummeln am Horizont nicht auf. In der Ferne fiel mir auf, dass dort mitten im Nirgendwo eine kleine Hecke gepflanzt war. Als ich näher kam erkannte ich, wieso diese dort stand. Sie war eine Umrandung für ein aufgestelltes Sühnerkreuz aus dem Jahre 1646.
Nach einer kurzen Pause lief ich weiter und erreichte auch bald schon Kettig. Ich hatte nun also 1/3 der Tagesetappe erreicht und hatte noch einiges an Strecke vor mir. Aus diesem Grund lief ich schnurstracks durch diesen Ort hindurch.
Es wurde dunkler und die ersten Regentropfen trafen mich. Zum Schutz zog ich mir direkt meine Wanderjacke an die auch gleichzeitig sehr warm hielt und Wasserabweisend war. Die ersten Perlen rannten die Jacke hinunter.
Ich folgte weiter der Muschel, die mir den Weg vorgeschrieben hatte. Der Pfad führte mich immer wieder durch neue Felder mit Weinreben. Aber wo Wein angebaut wird, ist es doch normalerweise trocken und sonnig dachte ich mir. Naja die Pflanzen brauchen natürlich auch Wasser um gut zu wachsen. Es war einer dieser Gedanken, indem ich beides gesehen hatte. Den Vorteil für die Pflanzen und den Nachteil für mich. Es ist wie bei einer Medaille, denn es gibt immer zwei Seiten. Aus den Flächen mit Weinreben wurden plötzlich Felder mit unzähligen alten Obstbäumen und Johannisbeeren. Ich gelangte an einen Ort namens Mülheim-Kärlich und lief wieder auf Asphaltierten Straßen. Die Route führte mich an dem Friedhof der Gemeinde vorbei. Nun war die Frage: Halte ich an und mache eine Pause oder gehe ich weiter und hoffe, schneller an meinem Ziel in Koblenz anzukommen? Plötzlich hörte es auf zu regnen und die Sonne kam heraus. Aus diesem Grund lief ich sehr gerne weiter.
Weiter durch Felder, Wälder und Wiesen führte mich mein Weg Richtung Rübenach. Es war ein schöner kleiner Ort, den ich aber nicht genießen konnte, da der Regen immer doller wurde. Auf der Rückseite von Rübenach traf ich zuerst auf einen sehr schönen Pilgerstein und nur wenige Meter weiter auf ein wirklich wunderschönes Pilgerkreuz. Es war ein reinstes Kunstwerk und eine hervorragende Handwerkliche Arbeit.
Weiter durch die Felder erreichte ich die Brücke über die Landstraße. Man hatte das Gefühl, dass der Weg nicht mehr Enden würde, doch dieses Gefühl verlor ich doch sehr schnell wieder, als ich an dem Aussichtspunkt auf dem Heyerberg ankam. Direkt davor stand die Napoleonkapelle und ein Gedenkstein. Der Ausblick fiel auf den Koblenzer Stadtteil Güls und am Horizont erkannte man auch schon das Zentrum von Koblenz.
Ankunft in Koblenz
Nachdem ich im Stadtteil Güls angekommen war, erblickte ich auch schon die Eisenbahnbrücke über die ich Laufen musste, um nach Koblenz selbst zu gelangen. Es war ein echt wunderschönes altes Bauwerk. Ich bemerkte erst auf der Rückseite, dass ich gar nicht über den Rhein lief, sondern über die Mosel. Ich lief direkt an der Mosel entlang und folgte ihr in die Richtung des Zentrums. Und da war es aus der Ferne zu sehen, mein Ziel des linksrheinischen Jakobsweges. Das Deutsche Eck, wo sich die Mosel mit dem Rhein verbindet und dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Auf Bildern sah es immer recht klein aus, aber dass was ich dort sah, war für mich einer der absoluten Höhepunkte meiner Reise. Ein Denkmal dessen Sockel alleine schon 22 Meter hoch war und auf dessen Krone das riesige Reiterstandbild mit Kaiser-Wilhelm mit seiner imposanten höhe von 14 Metern vor mir hervorragte.
Da ich mehr als nur Fertig war, wollte ich mich nur noch Ausruhen. Aus dem Grund ging ich erstmal in den besten Burger-Laden den ich jemals gesehen habe. Es war der Wahnsinn, was sie dort angeboten haben.
Nachdem ich wirklich Satt war ging ich in die Innenstadt hinter die Liebfrauenkirche, da dort das Kloster der barmherzigen Brüder lag. In diesem kleinen Kloster lag mein Zimmer für die Nacht. Ich Klingelte und ein Bruder der Gemeinde öffnete mir die Türe. Es waren wirklich nur sehr wenige Menschen vor Ort aber absolut Gastfreundlich und liebevoll. Ich bekam meinen letzten Pilgerstempel meines linksrheinischen Jakobsweges und ging anschließend auf mein Zimmer. Ich war so erleichtert, endlich aus den nassen Klamotten hinaus zu kommen und heiß Duschen zu können.
Fazit des linksrheinischen Jakobsweges
Am Abend setzte ich mich draußen in den Klostergarten und dachte über meine Erfahrungen auf diesem Weg nach. Zwar vollkommen fertig mit dem Körper, war es ein absolut grandioser Moment zu wissen, dass man diesen Weg alleine geschafft hatte zu laufen.
Aber war ich wirklich alleine?
Nein!!
Denn ich traf unheimlich tolle Menschen unterwegs, die mir immer weiterhalfen als ich nicht mehr weiter wusste. Ich habe unheimlich große Freundlichkeit und Offenheit erfahren dürfen. Ich durfte alleine in Kirchen um sie mir in ruhe ansehen zu dürfen, ich bekam immer wieder einen Kaffee und dergleichen von Anwohnern dieser Strecke, da man sich so toll unterhalten konnte. Ich habe Einblicke und Augenblicke erleben dürfen, die ich niemals wieder vergessen werde.
Aber bin ich eigentlich den Weg nur für mich gelaufen?
Auch diese Frage kann ich mit einem klaren Nein beantworten. Denn ich möchte anderen Menschen auch den Mut geben, sich auf solch eine Reise zu begeben und sich selbst etwas besser kennenlernen zu können.
Wie hat Euch mein Bericht über meine Reise auf dem linksrheinischen Jakobsweg gefallen?
Lasst mir doch sehr gerne hier drunter einen Kommentar da.
Und seid ihr auch schon gespannt auf meine weitere Reise auf dem Jakobsweg von Köln nach Santiago de Compostela?
Vielen Dank
Euer Niko