Tja, wie war die Nacht in Remagen? Diese Frage ist dann doch recht schnell und einfach zu Beantworten: Sie war die Hölle.
Es war eine Erfahrung, die ich nicht unbedingt machen wollte. Die Pension in der ich in Remagen Übernachtet hatte, war nicht nur dreckig sondern auch übelst laut die ganze Nacht durch die Mitbewohner in diesem Haus. Und auch die Bettwäsche wurde wohl so lange nicht mehr gewaschen, sodass ich ohne schlief und es mich dennoch überall am Körper gejuckt hatte.
Also machte ich mich morgens direkt auf den Weg hinaus aus diesem Haus, ohne Frühstück oder dergleichen. Also machte ich mich auf den Weg zu der Kirche St. Peter und Paul. Leider hatte diese aber noch nicht geöffnet. Da direkt aber nebenan das Pfarrhaus der Kirche stand habe ich nachgeschaut, ab wann dort jemand anzutreffen wäre. Eine junge Dame fragte mich, ob sie mir Helfen könnte, da Sie im Pfarrhaus arbeite. Sie war sehr erfreut einen Pilger zu sehen und dies, obwohl sie erst in einer Stunde hätte geöffnet. Sie und ihre ältere Kollegin luden mich kurzerhand auf einen Kaffee ein und wir unterhielten uns etwas über meine bisherige Reise. Als ich ihnen sagte, dass ich die Stille in den Kirchen so liebe, ohne dass andere Besucher sonst da wären, nahm mich die ältere der Damen einfach an die Hand und ging mit mir über den Hof zu der Kirche. Sie gab mir morgens einfach eine Private Führung durch die schöne Kirche, die ich selbstverständlich vollkommen genossen hatte.
Ich genoss die Ruhe und Sie ließ mich dort anschließend alleine und wünschte mir eine schöne weitere Tour. Zum Glück war das Wetter ja hervorragend und ich konnte direkt nachdem ich die Kirche besucht hatte zum Rhein laufen und ordentlich auf der Promenade Frühstücken. Nachdem ich also nun einen recht schönen Start in den Tag hatte (zumindest draußen), packte ich meinen Rucksack und begab mich wieder auf die weitere Reise auf dem Jakobsweg. Mein Vorteil war, dass ich nun eh einmal am Rhein war und der Weg die nächsten Kilometer nur am Fluss weiter verlief.
Schnell erreichte ich auch schon das Ende von Remagen, an der die Ruine der bekannten *Brücke von Remagen* zu sehen war. Da ich gestehen muss, dass mich solcherlei Bauwerke Privat eher weniger interessieren, lief ich also auf dem gerade Weg einfach am Wasser weiter entlang. Der Weg war in zwei Reihen geteilt gewesen. Links direkt am Wasser war der Radweg und zwischen kleinen Kopfplatanen verlief der Wanderweg einfach weiter in die Richtung von Bad Breisig.
Kurz vor der nächsten Ortschaft hielt auf einmal ein Radfahrer hinter mir an und sprach mich an. Wir kamen ins Gespräch, da er meine Jakobsmuschel an meinem Wanderrucksack gesehen hatte. Wir liefen eine kleine Weile gemeinsam weiter und entschieden uns gemeinsam einen Kaffee trinken zu gehen. Also hielten wir im nächstliegenden Café an und setzten uns gemeinsam hin. Er erzählte mir, dass er mit seinem Rad auf dem Weg in die Schweiz gewesen sei. Er machte wohl jedes Jahr eine längere Tour quer durch Europa. Es war sehr Aufregend mal die Geschichten von anderen Menschen zu hören, was sie wohl für verrückte Hobbys haben. Er merkte aber auch schnell, dass ich selbst nicht so der glücklichste in der Zeit gewesen sei und sprach mich auf meine bisherigen Erfahrungen an und ob ich denke, ob ich diesen Weg wirklich schaffen würde. Naja, wie ging es mir in diesem Moment? Dies ist schwer zu sagen. Ich bin ein Mensch, der sehr oft nur dass Negative sieht und weniger das Positive an allem. Ich schaute zurück und merkte, wie oft man doch plötzlich seine Unterkunft verlieren konnte und wie abhängig man doch von anderen Menschen ist. Gleichzeitig immer wieder diese Schmerzen in den Beinen, die einen manchmal verrückt machten. Aber durch das Gespräch mit Ihm, sah ich auch wieder vieles gute. Wie schnell fand ich doch immer für den Notfall eine Unterkunft, wie oft wurde mir einfach ein Frühstück geschenkt oder einfach nur Zeit mit tollen Gesprächen mit Menschen. Ich wurde einfach zu meinem letzten Punkt wieder mit dem Auto zurückgebracht, nur um mir den Aufstieg des Berges wieder zu ersparen. Ich wurde in Kirchen gelassen obwohl diese schon/oder noch geschlossen waren etc. Wenn man hinterher darüber nachdenkt, merkt man auch, dass es mehr positives als negatives zu erzählen gibt.
Nachdem wir den Kaffee getrunken hatten, setzte er sich wieder auf sein Rad und nach der Verabschiedung fuhr er recht Flott wieder weiter. Ich packte auch meine Sachen und machte mich wieder auf den weiteren Weg. Direkt hinter Bad Breisig kam ein doch anstrengender Anstieg auf einen Bergkamm. Er zog sich doch etwas weiter und steiler, als man es hätte vermuten können. Doch als man Oben angekommen war, konnte man wiederum die hervorragende Aussicht direkt auf das Etappenziel in Brohl-Lützing genießen. Der Rhein schlängelte sich direkt daneben und man erkannte in der Ferne, dass es immer Hügeliger wurde. Da ich persönlich aber dieses Hügelige bevorzuge, freute ich mich wieder auf die weitere Reise.
Den Weg hinunter ins Dorf genoss ich sehr doll, da die Aussicht und auch der Weg sehr angenehm waren. Ich lief also den Berg hinunter und machte mich direkt auf den Weg in meine Pension für die kommende Nacht. Natürlich hat man die letzte Nacht noch in den Knochen und hofft, dass es dieses mal besser wird. Als ich dann an der Übernachtungsmöglichkeit ankam und den Schlüssel am vereinbarten Ablageort gefunden hatte ging ich gemütlich die Treppe hoch in mein Zimmer. Es war mehr als nur Sauber. Es war einfach Perfekt 🙂