Dülken – Kirche St. Cornelius

St. Cornelius: Eine Zeitreise durch die Geschichte einer beeindruckenden Gemeinde und ihrer Kirche

Blick auf die Kirche St. Cornelius in Dülken

Vorwort

Die architektonische Entwicklung der St. Cornelius-Kirche erstreckt sich über mehrere Jahrhunderte und zeigt die Anpassungsfähigkeit an die Bedürfnisse der Gemeinde.
Die St. Cornelius-Kirche in Dülken, ein bedeutendes Wahrzeichen und spirituelles Zentrum, ist nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch ein architektonisches Juwel mit einer tief verwurzelten Geschichte. Lassen Sie uns einen umfassenden Blick auf die Historie, Architektur und Entwicklung dieses ehrwürdigen Gotteshauses werfen.

Die Anfänge im Mittelalter: 1135 - 1407

Die Kirche in Dülken hat ihre Wurzeln tief in der Geschichte der Region. Im Jahr 1135 erfolgten die ersten schriftlichen Erwähnungen durch Erzbischof Bruno II., jedoch ohne endgültige Bestätigung. Im Jahr 1210 mahnte Hermann I. von der Abtei St. Vitus in Gladbach die Pfarrangehörigen von Dülken, gefolgt von der Ernennung des ersten Leutpriesters im Jahr 1243. Die Zeit unter Erzbischof Siegfried von Köln brachte im Jahr 1279 die Niederlegung der Befestigung um den Kirchturm als Wehr- und Wachturm.

Die Entwicklung der Kirche setzte sich fort, als die Benediktinerabtei Mönchengladbach die Kirche im Jahr 1352 inkorporierte. 1453 wurde der Schöffenbrief für den Neubau einer gotischen Kirche verfasst, und schließlich, im Jahr 1478, erfolgte die feierliche Weihe der Kirche den Heiligen St. Cornelius und St. Udalricus.

Die Ursprünge der Gemeinde St. Cornelius reichen ebenfalls bis ins Jahr 1135 zurück, als der Kölner Erzbischof Bruno II. die Vergabe des Zehnten von Mackenstein an das Kloster Neuwerk bestätigte. Ein erster Seelsorger von Dülken wurde im Jahr 1243 erwähnt, und im Laufe der Zeit übernahmen vor allem Mönche aus Gladbach die Pfarrerrolle. Im Jahr 1407 erfolgte die Gründung eines Kreuzherrenklosters, welches jedoch im Jahr 1802 aufgelöst wurde. Die Kirche St. Cornelius und Ulrich wurde 1478 geweiht und durchlief im Laufe der Zeit verschiedene Bauphasen. Diese beiden Geschichten sind miteinander verwoben und zeugen von einer reichen religiösen Tradition, die die Geschichte der Kirche und Gemeinde St. Cornelius in Dülken geprägt hat.

Seitenanblick auf die Kirche St. Cornelius in Dülken

1593-1908: Brände, Erweiterungen und Neubauten

Im Jahr 1593 stürzt das Glockengewölbe ein, und 1723 zerstört ein Brand die Kirche sowie 40 Häuser. Die Kirche wird daraufhin 1729 als dreischiffige Stufenhalle wiederhergestellt. 1799 wird der Turmhelm durch einen Orkan zerstört, aber 1827 wiederhergestellt. Pläne zur Erweiterung der Kirche werden 1855 vorgelegt, und 1871 wird der Grundstein für den dritten Kirchenbau gelegt. 1874 ist der erste Bauabschnitt fertig, und 1908 wird der Neubau der Kirche abgeschlossen.

Der 1870 entworfene Bau unter der Leitung von Edmund Renard wurde bis 1906 vollendet. Die neugotische Haupthalle erhebt sich auf einem beinahe rechteckigen, symmetrischen Grundriss und besteht aus einem Haupt- oder Mittelschiff, zwei Seitenschiffen sowie zwei niedrigeren äußeren Seitenschiffen. Diese Struktur fällt in die Kategorie eines Mischtypus zwischen einer Hallenkirche und einer Basilika.

Aufgrund von Platzmangel erhielt der Chor einen geraden Abschluss nach Osten. Ursprünglich offen gestaltet, wurde der Chor später mit Chorzwickeln versehen, um den Eindruck eines dreiteiligen Chors zu vermitteln. Das Langhaus ist in fünf Joche mit Kreuzrippengewölben unterteilt und endet im Westen mit einem quadratischen Turm. Der Turm wird durch Giebelhäuser begrenzt, die die Portalbauten der Seiteneingänge umfassen. An der Nordseite sticht das Marien- oder Marktportal besonders hervor. Im Westen begrenzen zwei Kapellen die äußersten Seitenschiffe – die achteckige Taufkapelle im Norden und die Pietákapelle im Süden.

Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wurde die Kirche unter der Leitung von Architekt Albert Rangette aus Dülken restauriert. In den Jahren 1958/59 erfolgte eine Umgestaltung des Chorraums nach dem Plan von Stefan Leuer aus Köln. Die Renovierungsarbeiten zwischen 1978 und 1986 leitete Heinz Aretz aus Mönchengladbach. Die Ausmalung von 1986 stammt von Dieter Berchem aus Essen, und am 30. November 1986 wurde der neue Altar feierlich geweiht.

Die St. Cornelius-Kirche in Dülken, geprägt von historischer Tiefe und kontinuierlicher Anpassung, bleibt nicht nur ein spirituelles Zentrum, sondern auch ein architektonisches Juwel, das die Vielschichtigkeit der Geschichte widerspiegelt.

 
 

Die Architektur der St. Cornelius-Kirche: Ein Blick auf die Struktur

Äußere Merkmale

Die Kirche ist ein Backsteinbau, der mit neugotischen Stilelementen verziert ist. Ihr Grundriss ist klar strukturiert, gegliedert durch ein Langhaus zu fünf Jochen und ein nicht ausladendes Querhaus. Die äußere Begrenzung des Gebäudes wird durch Strebepfeiler und Strebebögen unterstützt, die nicht nur eine ästhetische Funktion erfüllen, sondern auch die Stabilität des Bauwerks gewährleisten.

Der hohe Westturm ist ein markantes Merkmal der Fassade und beeindruckt mit einem hohen Eingangsgewölbe und Nebenkapellen. Seine Struktur ist durch je drei Spitzbogenblenden und Schallarkaden auf jeder Seite erkennbar. Der Turm schließt mit einer viereckigen Pyramide mit einem achtseitigen Helm ab, was dem Gesamtbild eine majestätische Note verleiht.

Blick auf die Kirche St Cornelius

Einblicke in die Dimensionen und Erhaltung der Kirche

Mit beeindruckenden Dimensionen von 60 m Länge, 35 m Breite und 1300 m² Innenraum zählt die St. Cornelius-Kirche zu den größten Pfarrkirchen im Rheinland. Ihr lichter Raum im spätgotischen Stil spiegelt das Raumbewusstsein des 19. Jahrhunderts wider. 

Innenraumgestaltung

Blick in das Hauptschiff

Der Innenraum der St. Cornelius-Kirche ist eine harmonische Fusion aus verschiedenen architektonischen Elementen. Die drei mittleren Schiffe bilden eine mächtige Halle mit Kreuzgratgewölben über Bündelpfeilern, während die beiden äußeren Schiffe basilikal und niedrig hinter Rundpfeilern angeordnet sind. Der Innenraum der St. Cornelius-Kirche ist ein Fest für die Sinne. Hohe gotische Bögen spannen sich über ein dreischiffiges Langhaus, während kunstvolle Gewölbe die Decken schmücken.

Hohe Maßwerkfenster in den Außenwänden jedes Jochs durchfluten den Innenraum mit natürlichem Licht und verleihen dem Sakralbau eine erhabene Atmosphäre. Die Fenster sind nicht nur architektonische Elemente, sondern auch Träger von religiösen Motiven und Geschichten, die durch kunstvolle Glasmalerei dargestellt werden.

Die Ausstattung der Kirche St. Cornelius

Blick in den Choe

Sakramentshäuschen - Überblick und künstlerisches Fragment

Das Sakramentshäuschen, gefertigt aus Sandstein und mit einer Höhe von 1,80 m sowie einer Breite von 87 cm, existiert heute als Fragment. Es handelt sich um die Rahmung des mittleren Türchens, welches ein Relief aus der Zeit um 1480/1500 umgibt. Das Relief selbst, mit einer Höhe von 19 cm und einer Breite von 53 cm, präsentiert eine lebhaftbewegte Szene des Abendmahls mit Christus, Johannes und fünf Aposteln, gekennzeichnet durch eine bäuerlich-schwerfällige Darstellung.

Das ursprüngliche Durchsteckgitter des Türchens befindet sich heute im sogenannten „Museum“, einem Turmseitenraum im Obergeschoss. Anstelle des ursprünglichen Gitters wurde eine moderne, silbergetriebene Tabernakeltür eingeführt, die dem Sakramentshäuschen einen zeitgemäßen Touch verleiht.

 
 
Sakramentshäuschen
Beichtstuhl (Leider zu Dunkel)

Beichtstühle - Variationen aus verschiedenen Epochen

Ein Beichtstuhl aus Eiche, datiert auf circa 1770/1780 und dreiteilig strukturiert, weist eine gewölbte Mitte auf. Rokokoornamente zieren die vier Pfeiler des Beichtstuhls und verleihen ihm eine kunstvolle Note.

Des Weiteren sind sieben weitere Beichtstühle, stammend aus dem späten 19. Jahrhundert und aus Eiche geschnitzt, zu betrachten. Diese weisen unterschiedliche figürliche Schmuckformen auf, die in präziser Handarbeit gestaltet wurden. Bei einigen dieser sorgfältig gearbeiteten Beichtstühle fehlen jedoch teilweise die oberen Fialen, was ihrer Einzigartigkeit und historischen Entwicklung einen zusätzlichen Charme verleiht.

Chorgestühl (Ende 16. Jahrhundert) - Sitzkunst mit Stilvielfalt

Das Chorgestühl aus dem späten 16. Jahrhundert präsentiert eine elegante Anordnung von zweimal fünf Sitzen. Die kunstvoll gestalteten Knäufe an den Lehnen wechseln sich ab, wobei einige als detailreiche Akanthusblätter und andere als stilisierte Köpfe ausgebildet sind. Die vorderen Abschlusswände des Chorgestühls sind dabei im neugotischen Stil verziert, was dem gesamten Ensemble eine beeindruckende stilistische Vielfalt verleiht.

Chorgestühl
Taufbecken

Taufbecken (Anfang 16. Jahrhundert) - Blaustein mit Historischer Eleganz

Das Taufbecken aus dem frühen 16. Jahrhundert präsentiert sich als kunstvolles Meisterwerk aus Blaustein. Mit einer Höhe von 87 cm und einer Breite von 48 cm ruht es auf einer quadratischen Basis. Darüber erhebt sich ein achteckiger Fuß, gefolgt von einem kunstvoll gestalteten Schaft, einem Nodus und dem profilierten Becken. Trotz der detaillierten Ausarbeitung bleibt das gesamte Taufbecken stets in harmonischer Proportion zur Basis.

Die Messingwanne mit Deckel, datiert auf das 18. Jahrhundert, setzt dem Becken einen zusätzlichen Glanzpunkt. Mit einem Knauf und einem Kreuz erreicht die Wanne eine Gesamthöhe von etwa 30 cm, und trägt somit zu der historischen Eleganz dieses beeindruckenden Taufbeckens bei.

Kirchenbänke - Einheitliche Gestaltung im neugotischen Stil

Mit dem letzten neugotischen Neubau wurde das gesamte Kirchengestühl einheitlich mit geschnitzten Wangen ausgestattet. Diese einheitliche Gestaltung verleiht den Kirchenbänken einen künstlerischen und harmonischen Charakter.

Sieben Kirchenbänke aus Eiche, datiert auf das 18. Jahrhundert und mit 1,12 m hohen Wangen, sind in Nebenräumen abgestellt. Diese historischen Bänke zeugen von kunsthandwerklichem Geschick und verleihen den Nebenräumen eine besondere Atmosphäre.

Kirchenbänke

Kanzel (um 1900) - Religiöse Szenen in Eichenreliefs

Die Kanzel aus Eiche, geschaffen um 1900, präsentiert auf ihren vier Polygonseiten beinahe vollplastische Reliefs mit tiefgründigen religiösen Szenen:

  • Moses: „Ich bin der Herr, Dein Gott“ (2. Mose 20, Vers 7)
  • Segnender Christus: „Seid vollkommen wie Euer Vater“ (Matthäus 5, Vers 48)
  • Petrus: „Tut Buße zur Vergebung der Sünden“ (Apostelgeschichte 2, Vers 38)
  • Heiliger Papst: „Du bist Petrus“ (Matthäus 10, Vers 18)

Diese eindrucksvollen Darstellungen schmücken die Kanzel und verleihen ihr eine tiefe spirituelle Dimension. Die kunstvollen Reliefs tragen dazu bei, den liturgischen Raum mit Bedeutung und Symbolismus zu füllen, während sie zugleich die Gläubigen durch ihre visuelle Pracht ansprechen.

Weitere Bilder

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Quellenangaben

  1. Quellen
    Akte Sta. 65 Hochbauamt der Stadt Viersen
    Akte Sta. 63 Bauordnungsamt der Stadt Viersen
    Französisches Urkataster 1812

    https://www.viersen.de/de/denkmal/katholische-pfarrkirche-st.-cornelius-2356784/
    https://st-cornelius-und-peter.de/pfarrei/st-cornelius

    2.Literatur

  2. Landschaftsverband Rheinland, Amt für rheinische Landeskunde, Bonn (Hrsg.): „Rheinischer Städteatlas Dülken“, Lieferung V Nr. 27, 1979
    Clemen, Paul (Hrsg.): „Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 1.1: Die Kunstdenkmäler des Kreises Kempen“, Düsseldorf 1891, Nachdruck Moers 1980/81, Seite 31-38
    Brües, Eva: „Die Denkmäler der ehemaligen Stadt Dülken Teil l; Die Sakralen Denkmäler“ in: Oberkreisdirektor Viersen (Hrsg.): „Heimatbuch des Kreises Viersen“, 31. Folge, Seite 122-139

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