Kaldenkirchen – St. Clemens Pfarrkirche

Blick auf die Kirche St. Clemens (Bild von Britt Spielvogel-Mertens)

Die Vorgeschichte

Blick auf die Kirche St. Clemens (Bild von Britt Spielvogel-Mertens)

Beschreibung

Man entschied sich für eine Dreischiffige, Neugotische backstein-Hallenkirche mit polygonalem Chorschluss. 

Hinzu kamen aber auch weitere Seitenschiffe mit Querdächern. 

Am 24.August im Jahre 1897 wurde die neue Kirche für die Öffentlichkeit freigegeben. 

Was aber für die Neugotik am Niederrhein ungewöhnlich ist, ist die einfache dreischiffige Basilika mit gleich hohen Seitenschiffen und Mittelschiff. 

Ein Wunder ist aber auch, dass die kompletten Glaskunstwerke aus der alten Kirche Erhalten blieben und so wieder eingesetzt werden konnten.

Dazu wurde die gesamte Kirche (Bis auf den Kirchturm) abgetragen und ein neuer Anbau wurde gesetzt. 

Zwischen 1893 und 1887 wurde die heutige Kirche so erbaut, wie man diese noch besichtigen kann. 

Blick auf die Kirche durch ein Kreuz auf der Wiese neben der Kirche (Bild von Britt Spielvogel-Mertens)

Leider weiß man derzeit noch immer nicht mehr allzu viel über den Grundbau dieser Kirche.

Die erste Frage wäre: Die wievielte Kirche steht nun an dieser Stelle? Leider ist diese Frage gar nicht so einfach zu beantworten und man weiß nicht, ob es nun der dritte, oder sogar der vierte Bau dort ist.  

Geschichte

Man geht davon aus, dass der erste Bau aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts stammt. Dies ist wiederum auch daran angelegt, da die Kirche zum ersten mal 1272 urkundlich erwähnt wurde. Über ihren Aufbau oder auch ihr Aussehen ist leider nichts mehr Überliefert.

Bild der Vorgängerkirche
Aufbau der heutigen Kirche St. Clemens

Der Kirchturm

Der Kirchturm stammt aus der Zeit um 1480 und ist gleichzeitig das Wahrzeichen dieser Pfarre.

Bemerkenswert ist wohl auch das Holzportal, welches wohl aus der Erbauungszeit stammt. An der Außenseite ist nur ein Türgriff befestigt und im Inneren ist noch das originale Schloss mit Verriegelung erhalten geblieben.

Im Turm selbst sind keine bis kaum Malereien zu finden. 

Durch den Aufbau der Orgel aus den 50er Jahren, entstand im Unteren Bereich ein eigener Raum/eigenes Gewölbe. Dies ist nun die eigentliche Taufkapelle und Andachtsstätte. Das Taufbecken ist selbst von einem Kaldenkirchener Kupferschläger in Messing geschlagen worden. Diese tolle Arbeit verrichtete Johann Theven (1761-1834).

An der Außenwand steht auf einer Basaltstehle die 130 Centimeter große Bronze-Plastik des Heiligen Clemens. Dieses Werk wurde vom Bildhauer Titus Reinarz aus Sinzig am Rhein erschaffen.

Blick in die Kirche St. Clemens (Bild von Britt Spielvogel-Mertens)

Die Ausmalung und Fenster

Blick in die Kirche St. Clemens (Bild von Britt Spielvogel-Mertens)

Die Ausmalung der Kirche mit ihren endlos vielen und sehr schönen Floralen Motiven, sind an ihre Hochgotischen Vorbilder angelehnt. Diese sind zum Beispiel Steinfeld, Hochkirchen oder Binsfeld zu besichtigen.

In den Chören findet man in den Glasmalereien aus dem Jahre 1897, die thematisierten Fenster mit dem Weg Jesu. 
Das erste Fenster zeigt uns seine Geburt. 

Das mittlere seine Kreuzigung und das rechte seine Auferstehung. Leider ist der Künstler dieser Glasmalereien nicht mehr bekannt. man kann weiß aber, dass diese Meisterwerke aus der Hofglaswerkstatt Hertel und Lersch aus Düsseldorf stammt.

In den Chorschlussfenstern die man leider nicht wirklich erkennt von Vorne, sind links und rechts Patrone eingesetzt. 

Auf der Linken Seite sieht man die Heilige Brigitta von Schweden und im rechten Fenster den Pfarrpatron; der Heilige Clemens (Papst und Märtyrer). 

Die anderen Fenster des Langschiffes sind mit Ornamenten gestaltet worden, die ein wunderschönes Licht in die Kirche strahlen lässt. 

Die Ausstattung der Kirche St. Clemens

Blick in den Chor, Bild von Michael Kammann

Das Großkreuz

Mit Bedauern muss man sagen, dass, das meiste der alten Einrichtung und Ausstattung dieser katholischen Pfarrkirche nicht mehr vorhanden ist. Im Endeffekt sind es nur noch einzelne Teile, der originalen Ausstattung die übergeblieben sind.

Das Bemerkenswerteste und wohl auch mit, Bedeutendste Originale Stück dieser Kirche, ist das in sehr gutem Zustand erhaltende Großkreuz. Dieses Exemplar stammt wohl noch aus dem 15. Jahrhundert. Nach Restaurationsmaßnahmen an der Figur Christi, konnte man die originale Farbe wiederherstellen. 

So haben auch wir heute noch das Privileg, uns dieses Großkreuz anzusehen, wie es schon vor Jahrhunderten ausgesehen haben muss. 

Das Kreuz als Auflagefläche selbst, ist ein modernes Kreuz, was mit Ovalen Blau/Gold farbenen Medaillons ausgeschmückt wurde.  

Großkreuz (Bild: Britt Spielvogel-Mertens)
Retabel (Bild von Britt Spielvogel-Mertens)

Das Retabel

Bei dem Altar handelt es sich um einen so genannten: Retabel-Altar im barockem Stil.  

Die Tafeln zeigen uns in der Mitte die Geburt Christi. Auf den Flügeln die Verkündigung (links) und die Anbetung der Könige (rechts). 

Diese Bilder stammen aus dem 17. Jahrhundert. Wenn man wiederum die Bildtafeln schließt, sieht man auf den Flügeltüren Maria mit Kind und Traubenfrucht (links) und den Pfarrpatron, den Heiligen Clemens  mit Myrta, Buch und Anker als Attribute(rechts). Diese beiden Bilder stammen wohl aus dem 18. Jahrhundert, oder eher noch aus dem frühen 19. Jahrhundert. 

 

Statuen und Figuren

Auch von den Figuren innerhalb der Kirche sind nicht mehr alle vorhanden, aber drei der Statuen die noch vor Ort zu sehen sind, sind Bemerkenswert und zu erwähnen. 

Zum ersten der Heilige Severus. Er ist der Schutzpatron der Weber und Tuchmacher. Nach ihm wurde auch die Severusstraße im Ortsteil benannt. Die Figur stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde ausgewählt, da Kaldenkirchen eine der wichtigsten Orte für Webereien und Tuchmacher gewesen ist in der Industriellen Zeit.

Die zweite Figur ist eine sehr passende Statue aus dem 18. Jahrhundert. Zu sehen ist der heilige Lambertus. Er ist der ehemalige Bischof von Maastricht und Vorgänger des heiligen Hubertus. Er wurde im Jahre 705 nach Christus (seines Glaubens Willen) ermordet. Er ist einer der Glaubensväter des Niederrheins und Patron der Kaldenkirchener Bruderschaft. 

Zu guter Letzt die Figur der Maria. Diese Figur stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde in einer Antwerpener Schule gestaltet. 

Blick vom Chorraum zur Orgel (Bild von Britt Spielvogel-Mertens)

Weitere Bilder

Ein besonderer Dank

Einen besonderen Dank möchte ich an Britt Spielvogel-Mertens und an Michael Kammann aussprechen, für die wunderschönen Aufnahmen und ihrer Unterstützung <3 

Quellenangaben

 

  1. Uwe AlbrechtBlatt und Zinken. Zur Konstruktion mittelalterlicher Retabel in Schleswig-Holstein, in: Malerei und Skulptur des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit in Norddeutschland. Künstlerischer Austausch im Kulturraum zwischen Nordsee und Baltikum (= Tagungsakten des internationalen Colloquiums in Hildesheim, 16.-19. Oktober 1996), hg. v. Hartmut Krohm, Uwe Albrecht, Matthias Weniger, Berlin 2004, S. 97–103.
  2. Uwe Albrecht: Zur Schreintypologie norddeutscher Hochaltarretabel. Die Entwicklung ihrer konstruktiven und architektonischen Gestalt in den Jahren um 1400, in: Das Hochaltarretabel der St. Jacobi-Kirche in Göttingen (= Tagungsakten des Symposiums Göttingen, 7.–8. Oktober 2002, Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 213, Studien zur Germania Sacra 27), hg. v. Bernd Carqué und Hedwig Röckelein, Göttingen 2005, S. 305–330.
  3. Josef Braun SJ: Altarretabel (Altaraufsatz, Altarrückwand) (A. In der katholischen Kirche). In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte. Band 1: A – Baubetrieb. Metzler, Stuttgart 1934 (1937), Sp. 529–564.
  4. Joseph BraunDer christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung, Band 2: Die Ausstattung des Altares, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken, München 1924.
  5. Ralf van BührenKirchenbau in Renaissance und Barock. Liturgiereformen und ihre Folgen für Raumordnung, liturgische Disposition und Bildausstattung nach dem Trienter Konzil. In: Stefan Heid (Hrsg.): Operation am lebenden Objekt. Roms Liturgiereformen von Trient bis zum Vaticanum II. Berlin 2014, S. 93–119 – Volltext online.
  6. Helmuth Eggert: Altarretabel (B. In der protestantischen Kirche) In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte. Band 1: A – Baubetrieb. Metzler, Stuttgart 1934 (1937), Sp. 565–602
  7. Niklas Gliesmann: Geschnitzte kleinformatige Retabel aus Antwerpener, Brüsseler und Mechelener Produktion des 15. und 16. Jahrhunderts. Herstellung, Form, Funktion, Petersberg 2011.
  8. Brigitte Heise, Hildegard VogelerDie Altäre des St. Annen-Museums. Erläuterung der Bildprogramme, Lübeck 2008.
  9. Rainer KahsnitzDie großen Schnitzaltäre. Spätgotik in Süddeutschland, Österreich, Südtirol, München 2005.
  10. Klaus KrügerDer frühe Bildkult des Franziskus in Italien. Gestalt- und Funktionswandel des Tafelbildes im 13. und 14. Jahrhundert. Gebr. Mann, Berlin 1992, ISBN 3-7861-1662-8 (Zugleich: München, Univ., Diss., 1987).
  11. Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hg.): Forschungen zur spätgotischen Retabelkunst, Dresden 2016.
  12. Felix Prinz: Gemalte Skulpturenretabel. Zur Intermedialität mitteleuropäischer Tafelmalerei des 15. Jahrhunderts, Berlin 2018.
  13. Wolfgang Schmid: Altäre der Hoch- und Spätgotik, Köln 1985.
  14. Peter Tångeberg: Retabel und Altarschreine des 14. Jahrhunderts. Schwedische Altarausstattungen in ihrem europäischen Kontext, Stockholm 2005.
  15. Norbert WolfDeutsche Schnitzretabel des 14. Jahrhunderts, Berlin 2002.
  16.  Werner ScheurerDie Altäre der Offenburger Altarbauer Moroder. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2021), S. 147–182, hier: S. 154.
  17.  Die Benennung Schrein für den mittleren Teil eines Schnitzaltares bezieht sich nicht auf eine eventuelle Verwahrung von Reliquien, sondern bezeichnet allein den gezimmerten (geschreinerten) Holzkasten (vgl. Friedrich Kobler: Flügelretabel. I. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte. Band 9: Firstbekrönung – Flügelretabel. München 2003, Sp. 1450–1536, insbes. Sp. 1450.)
  18. http://stlambertus-leuth.stclemens-kaldenkirchen.de

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