Klausen – Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung

Klausen – Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung

Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung in Klausen: Ein Meisterwerk der Spätgotik

Vorwort

Die römisch-katholische Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung in Klausen (Eifel), auch Eberhardsklausen genannt, ist eine ehemalige Stifts- und heutige Pfarrkirche. Sie gilt als der bedeutendste Bau der Spätgotik in der Südeifel und im Moseltal und zieht jährlich über 100.000 Pilger an.

Geschichte

Die Gründung der Kirche geht auf einen Tagelöhner namens Eberhard zurück, der 1440 eine kleine Marienfigur zur persönlichen Andacht in einen hohlen Baum stellte. Nach einer Vision der Gottesmutter errichtete er 1442 an diesem Ort eine Klause, um als Einsiedler zu leben. Bald wurden Heilungswunder berichtet, und immer mehr Menschen kamen zur Klause. Noch in den 1440er-Jahren baute Eberhard die erste kleine Kirche, die vom Trierer Erzbischof Jakob von Sierck geweiht wurde. Eberhard starb 1451.

Klausen – Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung

1456 gründete der Erzbischof, wahrscheinlich auf Anraten von Nikolaus von Kues, ein Augustiner-Chorherren-Stift der Windesheimer Kongregation mit Kanonikern aus Niederwerth und Böddeken bei dem Marienheiligtum. Mithilfe einer Stiftung der Ritter von Esch und Pilgergaben begann die Gemeinschaft den Bau der Konventsgebäude und der spätgotischen Stiftskirche. Der Chor war 1474 vollendet, die Sakristei und Bibliothek 1491. 1502 wurde die Kirche geweiht. Seitdem hat sich der Bau nicht wesentlich verändert. Das Stift, das stark von der Devotio moderna geprägt war, hatte eine große Ausstrahlungskraft in Kurtrier und darüber hinaus. 1802 wurde es säkularisiert, und die Kirche wurde zur Pfarrkirche.

Architektur und Ausstattung

Die Kirche ist nach Südosten ausgerichtet, was möglicherweise auf die ursprüngliche Eberhardsklause zurückgeht. Der spätgotische Bau besteht aus einem langgestreckten Chor, der sich in einem ebenso breiten und langen Mittelschiff fortsetzt. Auf der Nordostseite wird das Mittelschiff von einem gleich hohen Seitenschiff flankiert (Hallenkirche). Auf der Südwestseite sind ein halbhoher Kapellengang sowie die Sakristei angebaut, deren Obergeschoss einst die bedeutende Stiftsbibliothek beherbergte. Alle Joche sind mit Netzgewölben überspannt.

 

Neben dem quadratischen, spitzhelmbekrönten Turm, der den Nordwestabschluss bildet, steht als Fortsetzung des Seitenschiffs die Gnadenkapelle. Sie beherbergt das alte Gnadenbild, möglicherweise Eberhards kleine Pietà aus der Zeit um 1440, sowie eine neuere Darstellung aus dem 17. Jahrhundert. Die alte Statue ist aus Eichenholz, 20 Zentimeter hoch und 16 Zentimeter breit, das neuere Bild aus Sandstein ist etwa 1,15 Meter hoch und 83 Zentimeter breit.

 

Klausen – Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung

Frühe Darstellungen und Wandmalereien

Eine der frühesten Darstellungen der Kirche stammt von 1646 und befindet sich an der Nordwand des Nordschiffs über dem Zugang zur Eberhardsklause. Es zeigt die Kirche von Norden, Pilger, Beter und Stifter sowie die mit dem Besuch Klausens verbundenen Ereignisse wie Wunder und Heilungen.

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Klostergründung und Erweiterungen

Die Klostergründung begann am 25. November 1456 mit der Einführung von zwei Fratres durch den Prior des Augustinerklosters in Niederwerth. Die ersten Mönche lebten in bescheidenen Unterkünften neben der ehemaligen Unterkunft Eberhards. Der Konvent wuchs auf neun Mitglieder, und 1461 wurde Herman Kleymann zum ersten Prior von Eberhardsklausen gewählt. Unter seiner Leitung und der seiner Nachfolger wurden die Klosteranlagen erweitert. Eine erste klösterliche Mauer wurde unter Prior Berthold von Marsberg (1469-1473) errichtet, und 1483 entstand unter Prior Gerhard von der Lippe eine größere Umfassungsmauer, die ein Gelände von rund 15.000 Quadratmetern umschloss.

Klosterareal und Bauten

Zum ehemaligen Klosterareal gehören das ehemalige Brauhaus des Klosters, Bauten im südlichen Teil des Klosterberings, die vor 1802 als Wirtschaftsgebäude dienten, sowie der Abtsgarten. Das dreigeschossige Brauhaus wurde bis 1952 als Pfarrhaus genutzt. Der Pferdestall aus dem Jahr 1692 weist zwei durchgehende Stichkappengewölbe sowie historisierende Säulen und Pfeiler auf. Die Remise war an zwei Seiten durch große Rundbögen geöffnet.

 

Klausen – Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung

Bau und Erweiterung der Kirche

1442 wurde die „clausa“ vollendet. Die Herren von Esch stellten Land für den Bau zur Verfügung. Die erste kleine Kapelle, die 1445 fertiggestellt wurde, maß fünf Schritte in Länge und Breite und verfügte über einen Altar. 1449 wurde der Gesamtkomplex durch Erzbischof Jakob von Sierck geweiht. Die Kirche wurde durch den Bau des sich nach Osten anschließenden Chors wesentlich erweitert. Dieser Bau begann unter dem ersten Prior Hermann von Kleymann (+1467) und wurde unter Berthold von Marsberg (1469-1473) beendet. 1474 erfolgte die Einweihung des Chors.

 

Eine westliche spätgotische Tür, die heute vermauert ist und durch die Sakristeitür ersetzt wurde, verband Chor und Kreuzgang. Unter Prior Gerhard von der Lippe (1483-1527) wurde die Nordostecke des Kreuzgangs zur „Neuen Sakristei“ mit Altar und Bibliothek im Obergeschoss umgestaltet. Die quadratischen Räume erhielten Kreuzrippengewölbe und reich verzierte Wandmalereien.

 

Noch vor der Chorweihe von 1474 wurde die alte Saalkirche in eine zweischiffige Hallenkirche erweitert. Die neue Kirche wurde 1500 fertiggestellt, und am 4. September 1502 erfolgte die Schlussweihe der Hallenkirche durch Erzbischof Johann von Baden und Weihbischof Johann von Eindhoven.

 

Klausen – Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung

Kirchenausstattung

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Lettner

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts trennte ein mit mehreren Türen versehener Lettner den Chor vom Kirchenschiff. Dieser Lettner war ein kunstvoll gestaltetes Bauwerk, das den liturgischen Raum gliederte und gleichzeitig als Bühne für liturgische Handlungen diente.

Schlusssteine und Wandmalereien

Die Schlusssteine des Kirchengewölbes sind mit kunstvollen Steinplastiken verziert, die Szenen aus der Bibel und der Kirchengeschichte darstellen. Diese plastischen Darstellungen sind nicht nur künstlerisch wertvoll, sondern auch theologisch bedeutsam, da sie wichtige Ereignisse und Heilige des Christentums abbilden.

 

Die Wände der Kirche sind mit Fresken aus verschiedenen Epochen geschmückt. Besonders bemerkenswert sind die Wandmalereien in der „Neuen Sakristei“ und der darüber liegenden Bibliothek, die unter Prior Gerhard von der Lippe (1483-1527) entstanden. Diese Malereien zeigen Szenen aus dem Leben Christi und anderer Heiliger und sind ein Zeugnis der künstlerischen Blütezeit des Klosters.

 

Der Antwerpener Hochaltar der Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung in Klausen

Ein Prunkstück im wahrsten Sinne des Wortes ist der bedeutende Antwerpener Hochaltar aus dem Jahr 1480. Dieser monumentale Schreinaufsatz wird teils dem Meister des Altars von Pfalzel zugeschrieben, der sich heute in der Wiener Votivkirche befindet, teils einem Meister namens Johann Eltusch, der angeblich 40 bis 50 Jahrzehnte an der geschnitzten Passionsdarstellung gearbeitet haben soll. Die beidseitig gemalten Flügel werden in den Aufzeichnungen der Klausener Klosterleitung Hans Memling zugeschrieben.

 

Par Vassil — Travail personnel, Domaine public, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8815617

Der Flügelaltar dokumentiert im Mittelteil unter einer Baldachinarchitektur in einem dreigeteilten, reich und liebevoll bis ins Detail gehenden Schnitzwerk die Kreuzigung des Erlösers. Die Gemälde zeigen die Geburt Christi und die Anbetung der Weisen auf den Außenseiten sowie die Kreuztragung und Auferstehung auf den Innenseiten der Flügel. Die kleinen oberen Flügel illustrieren die Verkündigung und die Sendung des Heiligen Geistes auf den Außenseiten sowie die Himmelfahrt Christi und den Tod Mariens auf den Innenseiten.

 

Über die verschiedenen Gliederungen des Altares sind insgesamt 96 Figuren verteilt, die aus massivem Holz geschnitzt wurden. Diese Figuren stellen Propheten, Heilige, Kirchenlehrer und musizierende Engel dar und verleihen dem Altar eine bemerkenswerte Vielfalt und Tiefe.

 

Dieses Meisterwerk muss von einem unbekannten Antwerpener Meister stammen, was durch einen Brand- und damit Markenstempel in Form einer schwarzen Hand bezeugt wird.

Weitere Bilder der Ausstattung

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