Leuven – Sint Michielskirche/Sankt Michaelskirche

Sint Michielskirche in Leuven - Bild von Leander Linnhoff

Die Wandelnde Identität der Sint Michielskirche: Von der Klosterkirche zum städtischen Wahrzeichen

Vorwort

Im Herzen von Leuven, gegenüber dem prächtigen Rathaus am Grote Markt, erhebt sich die Sint Michielskirche, ein architektonisches Juwel der Brabanter Gotik. Diese Kirche, die durch ihre imposante aber unvollendete Gestalt sowohl Neugier als auch Bewunderung weckt, spiegelt die reiche Geschichte und künstlerische Vielfalt Belgiens wider.

Einst als Teil eines Jesuitenkollegs errichtet, hat die Sint Michielskirche im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Veränderungen erfahren. Von den frühesten Tagen einer einfachen romanischen Struktur bis hin zu ihrer heutigen barocken Pracht erzählt jede Ecke der Kirche eine Geschichte von Zerstörung, Wiederaufbau und künstlerischer Erneuerung. Die Kirche hat nicht nur Kriege und Revolutionen überstanden, sondern diente auch als symbolischer Ankerpunkt für die Gemeinde und als Zeuge der turbulenten Geschichte Leuvens.

Dieser Beitrag entführt Sie auf eine Reise durch die Geschichte und Architektur der Sint Michielskirche und offenbart die reiche Ausstattung, die diesen heiligen Ort ziert. Von den beeindruckenden Beichtstühlen über prachtvolle Gemälde bis hin zur einzigartigen Kanzel – jedes Element erzählt einen Teil der faszinierenden Geschichte dieses sakralen Bauwerks.

Treten Sie ein in die Welt der Sint Michielskirche, wo Kunst und Geschichte sich in der Ewigkeit treffen.

Geschichte

Frühe Geschichte und Ursprünge

Die heutige Sint Michielskirche in Leuven blickt auf eine vielschichtige Geschichte zurück, die eng mit den gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen ihrer Zeit verwoben ist. Ursprünglich diente das Gebäude als Klosterkirche eines Jesuitenklosters, gelegen an der Naamsestraat. Interessanterweise war das heutige Patrozinium des Erzengels Michael nicht immer mit dieser Kirche verbunden. Stattdessen befand sich die ursprüngliche Sint Michielskirche weiter östlich, an der strategisch wichtigen Tiensestraat, nahe dem heutigen Hooverplein. Diese romanische Kirche, erbaut im Jahre 1165, fungierte nicht nur als spirituelles Zentrum, sondern auch als Belfried zur städtischen Verteidigung.

 

Sint Michielskirche in Leuven - Bild von Leander Linnhoff

Übergang und Neuanfang

Im 18. Jahrhundert wurde die alte Sint Michielskirche aufgrund ihrer Baufälligkeit abgerissen. Die Gemeinde verlagerte ihren Standort zur heutigen Kirche, die zuvor als Jesuitenkirche diente. Mit dem Umzug erhielt die Kirche das Patrozinium des Erzengels Michael. Diese barocke Kirche, ursprünglich im Jahr 1650 errichtet, erfuhr zahlreiche Wechsel in ihrer Nutzung, besonders markant während der französischen Revolution, wo sie zeitweise als „Tempel der Vernunft“ und später als „Tempel des Gesetzes“ diente.

 

Kriegsleid und Wiederaufbau

Der Zweite Weltkrieg hinterließ auch an der Sint Michielskirche seine Spuren. Eine Bombardierung im Jahr 1944 zerstörte das Dach und das Gewölbe des Mittelschiffs, während die prächtige Westfassade isoliert stehen blieb. Die nachfolgenden Jahre sahen einen langsamen Wiederaufbau, der 1950 abgeschlossen wurde und 1970 zum Denkmalschutz des Gebäudes führte. Eine erneute Schließung wegen Baufälligkeit erfolgte 1983, mit einer umfassenden Restaurierung und Wiedereröffnung im Jahr 1998.

 

Sint Michielskirche in Leuven - Bild von Leander Linnhoff

Die Sint Michielskirche erzählt somit eine Geschichte der Transformation und Erneuerung, die sowohl ihre architektonische Gestalt als auch ihre Rolle in der Gemeinschaft von Leuven tiefgreifend geprägt hat.

Die Architektur der Sint Michielskirche: Ein barockes Meisterwerk

Inspirierende Grundlagen und barocke Pracht

Die Architektur der Sint Michielskirche, entworfen von Willem Hesius, spiegelt eine tiefe Bewunderung für die Jesuitenkirche Il Gesù in Rom wider, einem Eckpfeiler der barocken Architektur. Hesius, indem er sich von diesem ikonischen Vorbild inspirieren ließ, schuf jedoch ein Bauwerk, das selbst zum Prototyp für zahlreiche spätere Kirchenbauten in Belgien wurde.

 

Strukturelle Elemente und Design

Der Grundriss der Kirche ist kreuzförmig angelegt und integriert mehrere Schlüsselelemente: eine beeindruckende Westfassade, ein dreischiffiges Langhaus, das sich über sechs Travéen erstreckt, sowie ein Querschiff und einen zentralen Chor, flankiert von Seitenchören. Diese Anordnung unterstützt nicht nur die funktionale Nutzung des Raumes für liturgische Prozessionen, sondern maximiert auch die visuelle und ästhetische Wirkung der Innenarchitektur.

 

Die Westfassade als visuelles Highlight

Besonders bemerkenswert ist die barocke Westfassade der Sint Michielskirche, die oft als der Altar außerhalb der Kirche bezeichnet wird. Diese Bezeichnung verdankt die Fassade ihrer außergewöhnlichen Gestaltung, die in der Stadt Leuven als eines der sieben Wunder gefeiert wird. Die Fassade ist in drei Etagen gegliedert, jede reich verziert mit ornamental gestalteten Leisten und Friese, die eine komplexe, aber harmonische visuelle Erzählung bieten. Im Gegensatz dazu sind die übrigen Außenbereiche der Kirche in ihrer Gestaltung deutlich zurückhaltender, was den prächtigen Charakter der Fassade noch weiter hervorhebt.

 

Die Architektur der Sint Michielskirche stellt somit eine gelungene Symbiose aus historischer Inspiration und lokaler Anpassung dar. Sie dient nicht nur als Gotteshaus, sondern auch als ein Kunstwerk, das sowohl Gläubige als auch Kunstliebhaber anzieht und beeindruckt. Mit ihrem markanten Design und ihrer geschichtlichen Bedeutung bleibt sie ein prägendes Wahrzeichen in der urbanen Landschaft von Leuven.

Ausstattung der Sint Michielskirche: Ein Kaleidoskop barocker Kunst

Barocke Beichtstühle und Kreuzwegdarstellungen

Die Sint Michielskirche beeindruckt im Innenraum durch eine Reihe von barocken Beichtstühlen aus dunklem Holz. Diese kunstvollen Werke, geschaffen von einem nicht näher bekannten Meister, sind reich verziert mit Engelsfiguren, feinen Säulen und detailreichen Darstellungen aus dem Leidensweg Christi. Über den Beichtstühlen in beiden Seitenschiffen erstreckt sich eine beeindruckende Serie von Gemälden, die die Stationen des Kreuzwegs illustrieren. Diese wurden nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs größtenteils ersetzt und erneuert.

 

Meisterwerke am Altar

Besonders hervorzuheben ist das Gemälde „Triumph der unbefleckten Empfängnis“ von Erasmus Quellinus II., das sich im Altar des heiligen Josef im linken Arm des Querschiffs befindet und aus dem Jahr 1665 stammt. Ebenfalls von Bedeutung ist das klassizistische Chorgestühl, das aus dem ehemaligen Kartäuserkloster stammt und im eleganten Louis-seize-Stil gehalten ist. Über dem Hauptaltar prangt das beeindruckende Gemälde „Die Heilige Magd erscheint dem Thomas von Aquin“, gemalt von Victor H. Janssens.

 

Kunstvolle Kommunionbank und prächtige Kanzel

Die barocke Kommunionbank, deren genauer Entwerfer umstritten ist, ziert den Kirchenraum mit vierzehn Medaillons, teilweise mit Darstellungen von Jesuitenheiligen, und filigranen Schnitzereien von Engeln, Früchten und Eucharistiesymbolen. Die Kanzel, ein Werk von Simon Duray aus den Jahren 1665 bis 1667, war ursprünglich für die Kathedrale St. Michel et Gudule in Brüssel bestimmt. Nach ihrer Verbringung nach Sint Michiel wurde sie sorgfältig den neuen Gegebenheiten angepasst.

 

Bild stammt von Leander Linnhoff

Diese kunstvollen und historisch bedeutenden Werke verleihen der Sint Michielskirche ihren einzigartigen Charakter und machen jeden Besuch zu einem tiefgreifenden Erlebnis spiritueller und ästhetischer Art.

Weitere Bilder

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Quellenangaben

  1. Literatur

    • Jacqueline Staes-Lambrechts: Het altaar buiten de kerk: de Sint-Michielskerk te Leuven, Löwen 2002, ISBN 90-76895-38-4
    • Krista De Jonge: De Sint-Michielskerk te Leuven, Kultuurleven 1994, S. 90–93

    Commons: Sint Michiel (Löwen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Quellen

    1.  Torfs, J.A., Geschiedenis van Leuven van den vroegsten tijd tot op heden, Löwen 1899, S. 328.
  2. Dieser Text wurde mithilfe von KI bearbeitet https://chat.openai.com
  3. Vielen dank an Leander Linnhoff für seine tollen Bilder 

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